Homeschooling – Was ist denn das?
In Österreich hast du die Möglichkeit deine Kinder selbst zu unterrichten. Mit einem einfachen Formular meldest du dein Kind zum häuslichen Unterricht an. Geht ganz einfach: Ich hab es bereits dreimal getan, mein Sohn Martin wurde nun schon das dritte (Volksschul-)Jahr unterrichtet und in wenigen Tagen steht uns die alljährliche Externistenprüfung bevor.
Obwohl wir dieses Jahr wirklich fleißig waren und Martin sehr viel gelernt hat, steigt meine Nervosität, glücklicherweise ist Martin bisher ganz cool. Er freut sich, dass er nur mehr wenige Tage lernen „muss“ und wir dann unseren wohlverdienten Urlaub antreten dürfen. Den haben wir uns verdient, denn was so idyllisch klingt, erfordert in der Praxis ein hohes Maß an Organisation und Selbstdisziplin. Und auch Verzicht auf Annehmlichkeiten, die bei einem beschulten Kind so selbstverständlich sind, dass wohl niemand darüber nachdenkt. Auf der einen Seite „ersparen“ wir uns die unangenehmen Seiten der Schule, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte. Auf der anderen Seite „verzichtet“ Martin auf die guten Seiten wie gemeinsame Ausflüge und Erlebnisse, Skikurse, Schullandwochen, Schulübernachtungen, Freifahrt und den vorgegebenen zeitlichen Rahmen, sowie das Lernen in der Gruppe.
Um meine Bücher schreiben zu können, stehe ich oft um 5:00 Uhr auf oder gehe erst weit nach Mitternacht schlafen. Das wäre alles sehr viel einfacher, würde Martin in die Schule gehen. Außerdem habe ich in der Woche nur wenige Stunden Zeit nur für mich und ohne Verpflichtungen. Martin ist rund um die Uhr mit mir beisammen.
Am Ende des Schuljahres bin ich immer ziemlich an meiner Grenze und … ich weiß, was ich nächstes Jahr besser machen werde.
Trotzdem bereue ich den Schritt nicht, denn im Vergleich zu meinen größeren Kindern bekomme ich jeden Fortschritt hautnah mit und ich lerne täglich von meinem Kind. Wie einfach und spielerisch Lernen manchmal ist und wie unerfreulich, wenn der Druck dazu kommt. Druck, den ich mir selber mache, weil Martin trödelt und ich noch einen Termin habe oder Druck von außen, weil der Prüfungsstoff noch nicht so ganz sitzt.
Der Hausunterricht zwingt mich auch up to date zu bleiben, mir immer wieder neue Impulse zu holen, wie lernen noch einfacher und freudvoller gehen kann: natürliches Lernen (Laisen) und Lernen nach Charlotte Mason hätte ich ohne den Hausunterricht wahrscheinlich nie kennengelernt. Für mich ist die große Herausforderung oder besser gesagt meine Motivation für den Hausunterricht Martin meine Begeisterung am Lernen weiterzugeben und ihm seine natürliche Neugierde zu bewahren. Das ist für mich das Allerwichtigste, denn es ist die Basis für das lebenslange gerne Dazu-Lernen-Wollen, weil es spannend ist und ich neugierig bin.
Was ich beim Homeschooling vermisse, sind die anderen Homeschooler. Wo sind sie? In Oberösterreich und in der Steiermark sind sie recht gut vernetzt, aber in Mödling bin ich nach drei Jahren immer noch auf der Suche nach Gleichgesinnten. Also, falls du dein Kind auch selbst unterrichtest oder selbst unterrichten möchtest, freue ich mich über deine Nachricht.
Herz-Lichst Margeaux