REISEBLOG 7 #Schweigen

REISEBLOG 7 #Schweigen

Stift Heiligenkreuz – Innenhof mit Brunnen

Alle Sinne wahrnehmen

Freitag, 1.11.19, Allerheiligen – Ein sonniger „goldener“ Herbsttag tut sich auf. In der Früh legte sich passend zu dieser Jahreszeit der Hochnebel über die Pinienwälder Mödlings. Schon einige Wochen davor entschied ich mich, an diesem verlängerten Feiertags-Wochenende – nicht nur zum Gedenken aller Heiligen und Seelen, sondern diesmal auch zum Schweigen – eine Pilgerung direkt von daheim nach Heiligenkreuz zu machen. Pilgern nach Heiligenkreuz ist nicht mein erstes Mal, (#fromeuropetohawaii), doch erstmals im Schweigen.

Organisierte Schweigetage?

Abgesehen von meinem Wunsche, selbst einmal solche Schweigetage einzulegen, gibt es noch ein Ziel meines Schweige-Weges. Ich möchte einen idealen Pilgerweg nach Heiligenkreuz finden, falls ich meine kürzlich geborene Idee, „Organisierte Schweige-Pilger-Wochenenden nach Heiligenkreuz“ anzubieten, früher oder später realisieren sollte.

Bei Interesse melde dich gerne hier an …

Warum Schweigen?

Zu mehr innerer Ruhe möchte ich schon lange finden. Als unruhiger Geist in mir, der aktiv und quirlig ist, bin ich immer am Tun, auch wenn ich nichts tue, bin eine Getriebene, eine Rastlose, die bereits dadurch körperliche Symptome hat, wie Herzklopfen, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und eigenartige Wellen, die durch Kopf oder Körper geschickt werden, wie ein sekundenschneller elektrischer Schlag, und das zumeist während der Entspannung. Zeichen, die mir sagen wollen: „Finde deine innere Ruhe!“? Nach diesem Erkennen der Unruhe gilt es diese erstmal anzunehmen! So bin ich eben! Alles ist gut wie es ist! Ich nehme mich an, ich erkenne diese Unruhe als ein Programm von mir, durch Glaubenssätze ausgelöst, wie „Ich bin es nicht wert“, „Ich genüge nicht“, „Ich bin nicht wichtig“.

Reden, kommunizieren, teilen was los ist, was mich bewegt, meinen Senf dazu geben … All das ist etwas, was ich reichlich tue. Zu reichlich? Oft erzähle ich meine Dramen in der Freundesrunde, und Dramen gibt es immer noch genug in meinem „Abenteuer Leben“. Ob diese Dramen oder G’schichten, die mein Leben so prägen, gerade deshalb in mein Leben ziehen? Wie dem auch sei, ich möchte mehr Ruhe in meinen Alltag bringen. Mit Meditation bemühe ich mich auch, dorthin zu kommen. So richtig zur Ruhe komme ich dabei meistens nicht. Mein Gedankenkarussell lässt gerne grüßen. Die Idee des Schweigens gilt es nun, als einen möglichen Weg für mich zu entdecken.

„Ich packe meinen Koffer und …“

Meine sieben Sachen packe ich in meinen neuen 60-l-Rucksack. Anfangs dachte ich minimalistisch, ich könnte für zwei Nächte auch den 20-l-Rucksack nehmen. Für diejenigen, die Minimalismus pur mit Leichtigkeit leben, wäre dies kein Thema. Doch ich brauche außer meinen Wanderschuhen halt auch noch meine schwarzen Sneakers mit, und Proviant…  und obwohl ich keinen Schlafsack mitnehmen muss – weil gebucht habe ich ein Zimmerchen im Kloster – kommen doch genug andere Utensilien mit. Alles in allem nicht viel weniger, als bei einem Zwei-Monats-Trip mitkäme. Dennoch bin ich stolz, nicht mehr als 8,5 kg zusammengebracht zu haben, sogar inklusive der Wanderstecken. Okay, mit Proviant und Wasserflasche schnalle ich mir dann doch gut 10 Kilo auf den Rücken. Was aber immer noch ein Klacks ist, im Vergleich zu meinen Erfahrungen zuletzt auf meiner Reise. #fromeuropetohawaii

Goldene Herbststimmung

Gegen 11:15 Uhr breche ich bei relativ milden acht Grad Celsius auf, der Nebel hat sich aufgelöst, kaum Wind zu spüren, die Sonne wagt sich durch, ein strahlend blauer Himmel kommt zum Vorschein. Eine fantastisch goldgelbe Herbststimmung ziert meinen Pilgerweg. Die Via Sacra entlang, durch das bunte Herbstlaub stapfend, erfreue ich mich in großer Dankbarkeit einer tollen Wanderlaune. Es geht mir einfach gut!

Nach etwa drei Kilometern – noch nicht einmal aus Hinterbrühl rausgekommen – sehe ich ein Schild „Heiligenkreuz 2 ¾ Stunden“. Sehr ambitioniert kam mir diese Zeitangabe vor, für weniger flotte Wanderer als ich; bei zwar fast ausschließlich gerader Strecke, dennoch kein Honiglecken. Da entgegnet sich mir schon die erste kleine Herausforderung, die meine Zeitvorstellung gleich mal durcheinander wirbelte: Der Weg von der Brühler Straße, der weiter über die Via Sacra in den Wald führen sollte, ist durch eine Baustelle gesperrt. Es gibt keine Angaben zu einer möglichen Umleitung, kein Hinweis, wo sich der Alternativweg befinden könnte.

Was nun?

Sicher möchte ich nicht die Bundesstraße entlang gehen, wenn es hier parallel ja einen Weg durch den Wald gibt. Ich sehe mich um. Meines Wissens führt in naher Umgebung kein anderer Weg nach oben zum Waldpfad … Ich gehe ein Stück weiter um mich zu vergewissern. Nichts weit und breit. In der daneben liegenden Hauseinfahrt erspähe ich weiter hinten einen großen Parkplatz und einen Zaun, der zu übersteigen möglich scheint. Ich nähere mich dem Hindernis. Diesmal ist es kein Stacheldraht, den es zu überwinden gilt (wie ich es auf Sardinien erleben musste – siehe REISEBLOG 3 #Schrecksekunden – hier) und er ist auch nicht allzu hoch. Sollte leicht zu meistern sein! … Auf geht’s! Das packen wir!, sage ich innerlich zu mir und meinem Selbst.

Ich stelle mich entschlossen vor den Metallzaun, halte mich mit beiden Händen, mit Handschuhen versehen, fest, ziehe mich mit meinem riesigen Rucksack hoch, ein Bein rüber, das zweite sofort nach … und bevor ich das Metallgestänge unangenehm zwischen meinen Beinen zu spüren bekomme, lasse ich mich ohne Probleme runter purzeln.

Aufstehen, Krone richten, weiter!

Nun stehe ich vor einer kurzen Anhöhe, es sind nur etwa drei Meter hinauf zum Weg, doch es ist sehr steil! Einige schmal gewachsene Bäume erlauben es mir, mich durch deren Hilfe hinauf zu hieven. Meine Wanderstecken hängen noch eingefahren am Rucksack. So ergreife ich den nächstbesten Stecken aus dem Wald, um diesen steilen Hang zu nehmen. Mit einer Hand den nächsten Baum umarmend, und zum nächsten Baum kämpfend. Das Gewicht des Rucksacks zieht mich gefühlt durch seine Schwerkraft in die Gegenrichtung.

Ob ich das schaffe?

Schweißperlen tropfen von meiner Stirn herab. Das gibt es doch nicht, diese kurze Strecke muss doch zu schaffen sein! Nächster Baum … Gleich geschafft! … Plumps… Abgerutscht! Schon liege ich mit einem Ruck auf dem rutschigen Boden und – ohne irgendetwas dagegen unternehmen zu können, schleift mich das nasse Herbstlaub einen guten Meter abwärts, bis ich beim nächsten Baum wieder Halt finde.

Aufstehen, Krone richten, weiter! Autsch, das tut weh! Meine linke Pobacke und der Oberschenkel haben ordentlich was abgekriegt bei dem Fall.

Zeichen?

Wie es so ist im Leben – bin ich der Meinung – hat alles seinen Sinn. (Lies mein Buch: „alles hat SINN im abenteuer leben“, Die Geschichte von Selina Leone) … Deshalb reflektiere ich gerne in meinem Alltag, und ich frage mich, was hat das jetzt mit mir zu tun? Warum diese wenn auch kleine Herausforderung? Was will mir das Universum sagen? Soll ich umkehren? Ist alles Humbug, was ich hier mache?

Und welche Antwort kam?

Sei achtsam!

Schweigend in ein Gespräch vertieft

Endlich oben angekommen, nehme ich mein Handy, drehe ein Video, damit ich diese Situation festhalte. … Ups! Das nennst du Schweigen, liebe Selina? Handy weg, Video gelöscht, nur Foto gemacht!

Der herbstliche Waldpfad war traumhaft, doch ich kann vor lauter Blätter den Weg nicht sehen. Umso besser muss und darf ich alle meine Sinne einsetzen. Das ist es doch, liebe Selina, was du hier bezwecken möchtest! BEWUSST IM HIER UND JETZT ALLE SINNE ERLEBEN! ACHTSAM SEIN! AUFMERKSAM UND INTENSIV ALLES GENIESSEN, WAS IST!

DANKESCHÖN! Denn soeben mache ich mir bewusst wahr, dass hier Eisenstangen aus dem Laub – leicht ungesehen – herausragen und Stolpersteine darstellen, was bei dem teilweise sehr schmalen Pfad mit einer steilen Böschung durchaus zur Gefahr hätte werden können, wenn mir nicht das Zeichen gesetzt worden wäre, achtsam zu sein. Das war es also, liebes Universum, was du mir sagen wolltest? Sei achtsam! Und passe auf dich auf, denn im Herbstlaub sieht man so manche „Fallen“ nicht! Gehe jeden Schritt BEWUSST!

Schweigen fällt immer noch etwas schwer, denn auch meine Aufzeichnungen, wie diese hier, mache ich vorzugsweise mit Sprachaufzeichnung am Handy. Das ist für mich absolut effizienter, weil ich es so am Computer nicht noch einmal abtippen muss. Ich will ja meinen Ruhepegel erhöhen und nicht meinen Arbeits- oder Stresspegel!

Schweigen so ganz ohne Handy – huch! Nichts für mich leider. Doch ich habe die Mobilen Daten ausgeschalten, manchmal auch auf Flugmodus gestellt, und „Unwichtiges“ nicht auf der Startseite meines Smartphones platziert, sodass ich Social Media am ersten Blick gar nicht erst registrieren kann.

Darf ich ihn ansprechen? 

Ein jünger aussehender Mann geht meines Weges und überholt mich. Wir grüßen uns im Vorbeigehen. Er erwischte mich gerade als ich eine Sprachmemo aufzeichnete. Wie peinlich, kann ich jetzt noch dazu stehen, dass ich schweige? Ich bin leicht neidisch, weil er so einen kleinen Rucksack hat. Ob er auch irgendwo vor hat zu übernachten?

Beim zweiten Mal treffen wir uns wieder, denn ich hole auf, da der Waldweg plötzlich endet. Er sieht sich um, sucht herum, hat einen Plan in der Hand, den er studiert. Ich erinnere mich, an dieser Stelle schon zuletzt unsicher gewesen zu sein, wo es weiterging. Die Straße wollte ich ja meiden, doch er ging runter. Soll ich ihn fragen? Meinem Reflex zufolge und meiner Neugierde zu lernen folgend, welcher Weg der Beste sei, entschied ich trotz Schweigens zu fragen, welcher Weg seiner Meinung nach der richtige sei. Er bedeutete mir, man müsse die Straße entlang gehen. Es war gut, ihm zu folgen, denn nach nur einigen Metern ging bei einer Straßenkreuzung auf der anderen Seite ein prachtvoller Wanderweg weiter. Ich war sehr glücklich darüber, es machte also SINN den Wanderer anzusprechen, um den perfekten Weg ausfindig zu machen.

Kann das wirklich Zufall sein?

Es folgte wieder eine Abzweigung, ich holte den Jüngling wieder ein, auch bei dieser dritten Begegnung konnte ich es nicht schaffen, keinen Wortwechsel zu initiieren. Es ist doch kein Zufall, dass wir uns schon wieder treffen?! „Immer diese Abzweigungen!“, begann ich die Konversation. Er grinste und ließ sich seine Unsicherheit, welchen Weg er nehmen soll, nicht verkennen. „Wohin bist du eigentlich des Weges?“, kam aus meinem schweigen-wollenden Munde. „Nach Heiligenkreuz!“ „Dann werden wir uns ja noch öfter sehen!“ Und so war es dann auch …

Bei unserer vierten Begegnung, als ich auf einer Bank eine kurze Trinkpause mache und mein Handy über Powerbank auflade, hat er den Wortwechsel begonnen. Es ging darum, ob man lieber einen Plan oder eine App zum Navigieren einsetzen sollte. Er meint, App verwende er nur zur Not. Recht hast, Burli, denke ich – und schon wieder werde ich neidisch, weil ich keinen Plan besitze und mich auf die Technik verlassen muss … Mir wäre es auch lieber, ohne App zu gehen. Was brauche ich neidisch sein? Ich könnte genauso gut einen kleinen Rucksack nehmen und ich könnte genauso gut auch ohne App navigieren, die Schilder sind ausreichend gekennzeichnet nach Heiligenkreuz und Plan könnte ich mir genauso einen besorgen! So, das wäre auch geklärt, liebe Selina!

Das Gespräch hat mich motiviert, nun die App erstmal auszuschalten und nach den Tafeln der Via Sacra zu gehen. Schnell wird mir klar, dass ich mich auf diese nicht verlassen möchte. Sie weisen oft den Weg über die Straße. „No go“ für mich! Die App wieder eingeschalten, registriere ich, bereits einen Umweg gemacht zu haben. Bald erneut den geplanten Weg gefunden, läuft mir mein fast schon Wanderpartner ein viertes und fünftes und ich glaube sechstes Mal über den Weg… bis wir, schweigend in ein Gespräch vertieft, ein Stück unseres Weges gemeinsam gehen und plaudern. Ich brach also wieder mein Schweigen und oute mich sogleich bei Ralf, wie mein Begleiter heißt. Er ist Biologe und macht eine Massage-Ausbildung.

Ralf hat mich beruhigt, denn er fährt mit Bus, der nur alle zwei Stunden fährt, heute noch zurück, plangemäß will er schon um 14.30h den Bus nehmen – also kein Übernachtungs-Rucksack, wie erleichternd … Ich wundere mich, dass er diesen fantastischen Herbsttag nicht noch in Heiligenkreuz genießen möchte …

Lege eine Pause ein!

Bei unserer vorletzten, gefühlten 8. Begegnung flüsterte er mir zu, bevor ich noch etwas sagen konnte:

„Ich lasse dich jetzt schweigen …“ Er merkte wohl, dass ich zum Reden ansetzte und hatte Mitgefühl mit mir. Dabei wollte ich ihm grad noch zu meiner Lesung demnächst einladen, was ich dann doch bleiben ließ. Bei der letzten Begegnung, bevor sein Bus kam, konnte ich es nicht lassen, ihn auf die Lourdesgrotte aufmerksam zu machen. „Die kenne ich“, antwortet er knapp und schmunzelnd, weil ich wieder nicht schweigen konnte.

Eine Entschuldigung fürs „Mund-nicht-halten-können“ fand ich für mich insofern, weil wir damals, als ich das Schweige-Wochenende-Konzept mit einer Freundin ausgearbeitet habe, beschlossen hatten, freitags noch nicht zu schweigen. Huch – um Ausreden bin ich nie wirklich verlegen.

Erste Erkenntnis am Schweige-Wochenende:

Meine Begegnung mit Ralf und das „Sprechen trotz Schweigens“ hatte seinen Sinn! Denn Ralf reflektierte während unserer schweigenden Gesprächsrunde im Wald, als ich ihm von meiner schmerzenden Fußsohle erzählte, und er fragte nach: Warum tut dein Fuß immer wieder weh? Also sowohl am begonnenen Jakobsweg (siehe REISEBLOG 5 #manchmalkommtesanders) und jetzt wieder … Wir analysierten: Ja, davor gab es auch immer wieder Probleme … Und warum beginnen die Schmerzen nicht beim Gehen sondern erst danach? Und warum ist es nach einem bis zwei Tagen Pause wieder gut? Ralf schlussfolgerte, vielleicht ein Zeichen, dass ich mir mehr Pause nehmen sollte! Auch am geplanten Jakobsweg. Ich legte ein weiteres Scherflein im Reflektieren dazu: Hat es auch mit der Getriebenheit zu tun? Will mir mein Fuß sagen: Lege grundsätzlich öfter eine Pause ein?!

Mmhh… sind ja recht gute Erkenntnisse, wie ich finde.

In Heiligenkreuz angekommen, gönne ich mir gleich mal eine feine Pause … Obwohl ich noch reichlich Proviant im Rucksack habe, nämlich alles, was ich von Anfang an mitgeschleppt habe, entscheide ich mich spontan, im Stiftsgarten essen zu gehen. Erst denke ich an eine deftige Suppe. Nun sehe ich „Gansl“ in der Karte … Mein Teilzeit-Veganer-Dasein kündige ich ebenso spontan auf Zeit – bin einfach noch nicht so weit, sorry – und gönne mir ein Ganserl, das ich mir einmal diese Saison erlauben möchte und verdient hab nach dem 16 km Tages-Marsch. Nach dem Essen spazierte ich noch eine Runde durch Heiligenkreuz, etwa 2 km, und ließ mich von einem Reh im Gehege abschlecken, das ganz zahm hinter dem Gitterzaun stand. Als ich abends die Kirche betrat, überlegte ich, ob ich während der Messe im Schweigen überhaupt laut Singen oder Beten darf? Ich schwieg, da ich mich im lauten Singen und Beten eh nicht so wirklich wohlig fühle.

Rückweg Heiligenkreuz Pilgerung – am Gießhübl

Leben im Stift

Es ist eine andere Welt, die einen Zauber innehat. Obwohl man dazu nicht eine Heilige Stätte braucht, fühle ich mich Gott ein Stück näher.

Warum fühlt es sich so an?

– alles hat hier so einen meditativen Charakter

– ich bin bewusster

– habe alle Zeit der Welt

– fühle mich im Hier und Jetzt bewusst verankert

– fühle mich mehr im Ursprung

– bin entspannt und ruhig – Ziel erreicht 😉

An Gott erinnert wird man an jeder Ecke durch ein Kreuz von Jesus … wenn auch ich mir eine durchaus feierlichere Erinnerung wünschen würde, als dieses qualvolle Bild, das wir von der Kirche vermittelt bekommen haben, um an unseren meiner Meinung nach falsch erlernten „Schuld- und Sühne-Unfug“ (dazu gibt es ein tolles Buch von Kary Nowak) erinnert zu werden… Ich kann verstehen, wenn das die Brüder im Kloster nicht so gerne hören oder lesen wollen. Was mir aber gefällt, ist, dass eine andere Meinung durchaus akzeptiert wird. Das ist mir bei meinem letzten Heiligenkreuz-Aufenthalt positiv aufgefallen. Ich durfte meine Ansichten – z.B. über das Gesetz der Resonanz – gelten lassen, auch wenn diese nicht unbedingt geteilt wurden.

Unter den Gewölben der hochromanischen Kirche ertönen die wohltuenden Stimmen der Mönche. Der Chor-Gesang hat eine außergewöhnliche Faszination auf mich, geht tief ins Herz hinein, macht etwas mit mir, tönt unvergleichlich aus diesen alten Gemäuern, beruhigend und herzöffnend. Auch wenn die Mönche nicht unbedingt gut singen können müssen, wie mir zuletzt erzählt wurde, merkt man beim Chorgesang nicht wirklich, ob so manche Stimmen besser klingen als andere. Wenn das „Vater unser“ nicht als Gebet gesprochen, sondern gesungen wird, berührt mich das um ein Tausendfaches mehr. Musik macht weit mehr als man sich vorstellen kann.

Fasziniert denke ich über das Leben der Mönche nach, wie sie leben, was sie in ihrer Freizeit machen – manche treiben Sport und gehen auch joggen, wie mir zuletzt erzählt wurde, das dürfen sie zu ihrer eigenen Sicherheit sogar ohne ihrer sonst einheitlichen Kleidung, der Kutte mit Kapuze. Für mich ist ein solches Leben jedoch schwer vorstellbar, ob Mönch oder Klosterschwester, es ist undenkbar für mich.

Das Zisterzienkloster Stift-Heiligenkreuz besteht ohne Unterbrechung seit dem Jahre 1133. Derzeit gehören dem Stift über 102 Mönche an. (Quelle: Wikipedia, Stand 8-2017)

Mehr?

…. Möchtest du mehr über meinen Kloster-Aufenthalt im Schweigen erfahren? Wie meine Gefühle total durcheinander geraten, eigenartige Reaktionen beim Lesen von Bibeltexten aufkommen, die ich mir öffentlich kaum getraue auszusprechen? Möchtest du den REISEBLOG mit meinen Erzählungen der nächsten zwei Tage im Kloster weiterlesen? In meinem in Werden befindlichen Buch „From Europe to Hawaii – FEtH“ werde ich ausführlich berichten. Oder schreibe mir gerne hier, wenn du mehr erfahren möchtest!

Von Herzen wünsche ich allen unseren BLOG-LESERN eine friedliche und ruhige WEIHNACHTSZEIT! Im Namen des Bücher mit Herz-Teams

Herzensgrüße Selina

REISEBLOG 1 #Weichenstellungen

#fromeuropetohawaii #buechermitherz #selinafollowsherheart #influencerbitolder

18. Februar 2019 –  Córdoba – Im Bus nach Córdoba/Spanien beginne ich meine Erzählung aufzuschreiben.

Weichenstellungen – Wie ist die Idee einer Reise entstanden?

Idee Jakobsweg

Erst kam der Wunsch, einmal den Jakobsweg zu gehen. Nachdem ich mehrmals nach Mariazell gepilgert bin und ich es außerdem liebe, mich in der Natur zu bewegen, wurde der Ruf nach mehr in mir geweckt. Reisen war schon lange meine Leidenschaft. Das Jahr 2017 kürte ich zu meinem intensivsten Reisejahr, wodurch mein Fernweh nur noch mehr geschürt wurde. Zu verdanken hatte ich dies auch meiner älteren Tochter, die mir damals als Stewardess ermöglichen konnte, mit ihr zweimal nach Amerika zu reisen. 

Freiheit

Mein Lieblingsfilm “Eat Pray Love” mit Julia Roberts und Javier Bardem öffnete mein Herz, animierte mich zu einer ähnlichen Reise: erst Italien zum Essen, dann Indien zum Beten, dann Bali zum Verlieben. Welch wundervolle Vorstellung! 
Ich begann, nach dem Ende meiner 2 1/2-jährigen Beziehung meine Freiheit zu genießen – wobei Freiheit bei mir anders zu verstehen ist. Andere würden jetzt auf den Putz hauen, fortgehen, sich mit anderen Männern vergnügen. Das ist es nicht, was ICH unter Freiheit verstehe. Für mich ist Freiheit, meine Wahrheit zu leben. Ganz ich sein zu dürfen, mich nicht für einen anderen verbiegen oder verstellen zu müssen. Das zu leben, was mir wichtig ist. Trotz dieser nun gewonnenen Freiheit verspürte ich den Wunsch nach „dem“ Seelenpartner, der mich eben so nimmt wie ich bin. Mit all meinen Macken und Freiheitslieben. Und natürlich auch umgekehrt. Ein Mensch, dem ich alle meine Gefühle anvertrauen kann, mit dem ich gemeinsam wachsen kann. Mit all unseren Programmen und Gefühlen, in vollkommener Akzeptanz, ohne Erwartungen, bedingungslos liebend. In einer Meditation spürte ich ganz deutlich, dass es diesen gibt und er auf mich irgendwo wartet. Geduldig. Bis ich soweit bin. Und er.

Meine Überlegung kam auf, ob nicht doch mein Ex-Freund mein Seelenpartner sei. Von inniger Liebe in meinem Herzen spürend, wechselte meine Stimmung durch aufkommenden Zweifel gerne seine Farbe. Ist er mein Seelenpartner? Doch wie könne dies der Fall sein, wenn ich Zweifel hege? Wenn er mein Seelenpartner wäre, würde ich es wissen und nicht zweifeln! 

Doch ohne Zweifel konnte ich mich nicht auf eine solch längere Reise einlassen, mit dem Wissen, dass jemand daheim auf mich wartet. Ich brauchte den Kopf frei, um meine Wahrheit leben zu können, ohne – in welcher Form auch immer – gehemmt sein zu müssen. 

Zeichen

Spannend waren nichtsdestotrotz die Zeichen, in denen ich jedesmal den Eiffelturm wahrnehmen konnte – sei es in einem Video von Phil Good auf dessen Polster auf der Couch oder einer Karte im Scheckkarten-Format, auf der stand “Folge deinem Herzen”, die mir später auch noch meine Freundin aus ihrem Buchladen schenkte. Finde ich in Paris meinen Seelenpartner?

Die Sehnsucht nach Hawaii verspürte ich erstmals durch den Film und die Musik “The Descendants”. In einem Video und auch davor schon mal beim Verlag hörte ich weiters von „ho’oponopono“, es ist ein Ritual aus Hawaii, bei dem es um Vergebung geht, welches mich wiederum zu den Hawaiianischen Inseln führte. Meine Ambition, irgendwann nach Hawaii zu kommen, wurde mit dem Video verstärkt und durch die Tatsache, dass die Hawaiianer so friedlich miteinander leben. Zugefallen ist mir obendrein ein Reiseführer über Hawaii in der schon erwähnten Lieblingsbuchhandlung Skybooks in Mödling, den ich – als er mir ins Auge gestochen war – um einen Euro gebraucht womöglich in weiser Voraussicht erwarb.

Ruf des Herzens folgen

Aus den Zeichen, die ich erhalten habe, entstand ein Ruf, dem ich folgen wollte. Weitere Weichen wurden gestellt, bis der Beginn (m)einer Reise Wirklichkeit wurde.
Es ergab sich eines ins andere. Im Herbst 2018 packte mich endgültig der Entschluss, auf Reisen zu gehen – aus mehreren Gründen: Ich war Single, meine Kinder sind erwachsen geworden und haben beide einen Job, verdienen ihr eigenes Geld, sind autark genug, alleine ihren Weg zu gehen, sodass ich als Mutter meinen Ruf folgen oder auch meinen Spleen durchsetzen kann. Ich las mehrere Bücher, die mir wiederum zufällig in die Hände geraten waren. Es war die „Magnolienfrau“ und „Mit 50 Euro um die Welt“. Beide Bücher waren für mich sehr bewegend und inspirierend. Zweiteres erzählt von einem jungen deutschen Burschen, der eine 4-jährige Weltreise machte. Er führte mich zu der Möglichkeit des Couchsurfens. Sogleich lud ich mir die entsprechende App herunter und registrierte mich, um näher in die Welt des „Low-Budget“-Reisens einzutauchen.

Wir kündigten schweren Herzens unsere Wohnung in Liesing, in der wir fast 12 Jahre gelebt hatten. Zwei Jahre zuvor zog ich bereits nach Mödling, was ich positiven Umständen verdankte. Meine jüngere Tochter wohnte seitdem mit ihrem Freund in der Liesinger Wohnung. Es war jedoch eine kostspielige Angelegenheit, und so ließ die Trennung der beiden die Entscheidung fällen, die Wohnung aufzugeben. Meine Idee entstand, meiner Tochter anzubieten, während meiner Reise, die ich einmal geistig mit einem halben Jahr einplante, in meine kleine Mödlinger Wohnung zu ziehen. So wäre uns beiden finanziell erst einmal geholfen.

Natürlich würde meine Reise eine „Low-Budget“-Reise werden. Ich informierte mich in unzähligen Videos von Weltreisenden über alles Notwendige. Auch der Jakobsweg kam mir dabei wieder unter. Ich würde eine Küstenvariante wählen wollen und kaufte mir bereits einen Wanderführer für die Region des Camino del Norte wie auch den des Camino de Portuguese. Es gibt – mit wem ich auch spreche – so einige Für und Wider was die Küste und auch Portugal anbelangt. Vielleicht mache ich auch Teile von jedem. Eine Option für mich wäre, nach meiner Mariazell-Pilgerung Anfang Juni weiter zu pilgern und zu trampen, ein bisschen mit dem Zug, ein bisschen mit dem Bus, und zu wandern, wenn mir danach ist – auf diese Weise in Richtung Westen bis nach Paris, dort weiter Richtung Spanien und Portugal bis nach Santiago de Compostela. Und wenn es mir zu heiß wird, lege ich einen Low-Budget-Meeresaufenthalt ein, wo es mir gerade gefällt. Es kamen mir auch weitere Optionen in den Sinn, im wahrsten Sinne, denn Sinn soll das Ganze jedenfalls auch haben… im Dienste der Menschheit.

Ein Ashram in Indien für vier Wochen als Reisebeginn bewegte zuerst mein Herz. Nicht zuletzt Dank „Eat Pray Love„, wo die Hauptdarstellerin in Indien betete, und Dank der „Magnolienfrau“, die in Indien ihre Liebe fand. Ich suchte mir ein Ashram in Goa aus, denn ich liebe das Meer. Ich war beinahe soweit, dass ich buchte. Doch es kamen Bedenken auf, einige Freundinnen und Bekannte rieten von Indien als erste Destination ab und ich bekam nicht nur Angst wegen ihrer Sorgen, was in einem Land wie Indien alles auf mich als Frau zukommen könnte, sondern auch wegen notwendiger Impfungen, die ich vermeiden wollte. Ich machte einen Impfstatus bei meiner Ärztin, die feststellte, dass ich Hepatitis A noch geschützt bin, obwohl meine Impfungen mehr als 20 Jahre zurücklagen. Doch die Ärztin empfahl mir eine Reihe anderer Impfungen, wie Cholera und Hepatitis B, welche ich sogleich trotz meiner inneren Impfabwehr in der Apotheke besorgte. Erst danach las ich im Internet nach, was diese Impfungen für Nebenwirkungen haben können. Obwohl ich davor schon intuitiv wusste, dass ich mich nicht impfen lassen möchte, löste erst das Nachlesen meine Entscheidung aus, mir weder die anderen Empfehlungen noch die beiden bereits im Kühlschrank gelagerten Impfungen zu injizieren. 70,- Euro liegen nun brach, aber gekühlt werden sie wenigstens.

Durch all diese Umstände kam die Idee auf, erst einmal Europa zu bereisen. Mit dieser Entscheidung war ich beruhigter, auch um Sprachen aufzufrischen, denn Englisch konnte ich zwar kommunizieren, doch fehlte mir sehr viel an Routine und Vokabeln, erst recht in Italienisch. Ich begann englische Videos zu schauen und meine Lern-Hörbücher zu hören. In der EU unterwegs zu sein als Start meiner Reise wog mich in Sicherheit. Nur unentschieden war ich, mit welcher Stadt ich beginnen würde. Paris?

Die möglichen Flüge und Hostels als Unterkünfte zu checken, waren der Anfang, ebenso wie die Couchsurfing-App zu durchforsten. Meine Freundin bekam auch Freude daran, und wollte mich die ersten Tage begleiten. Sie wollte immer schon nach Barcelona. So war es dann auch, ich begann meine Reise in Spanien, nicht in Frankreich. Barcelona hat mich vor 10 Jahren schon sehr fasziniert. Ich wollte am 4. Februar 2019 starten, denn ab dann würde meine Tochter meine Wohnung benötigen. Meine geplante freundschaftliche Begleitung musste jedoch ausfallen. Doch mein Hostel war bereits gebucht – um 12,- Euro pro Nacht im gemischten 12er-Schlafsaal inklusive Frühstück. So entschied ich mich, meine Reise alleine anzugehen und buchte den Flug um 58,- Euro inklusive Gepäckaufgabe, ohne Stornomöglichkeit. Dies war eine echte Hürde und erforderte viel Mut für mich. Wow, ich hab’s tatsächlich getan! Ich hab gebucht! Jetzt gibt es kein zurück mehr! Doch einige Herausforderungen stellten meinen Abflug dann doch noch ordentlich auf die Probe.

Follow your heart… diese Worte habe ich der Paris-Karte entnommen und auch auf Spanisch und Italienisch auf meinem neuen Kofferschild festgehalten. Paris muss noch warten, es hat in der Detail-Planung noch nicht Platz gefunden. Spanien und Italien jedoch sehr wohl.

Folge deinem Herzen, es kennt den Weg!

Meine Reise kann beginnen – Von Europa nach Hawaii – mit Bildern und Highlights auf Instagram unter #fromeuropetohawaii nachzulesen.

Mehr folgt in den nächsten Ausgaben meines REISEBLOGS.

Herzensgrüße Selina

Pin It on Pinterest