Seit ich auf dieser wunderschönen Erde wandle, zumindest in dieser Inkarnation, war ich noch niemals am Ostersonntag alleine. In der Bewusstheit, dass es alleine eigentlich gar nicht gibt, meine ich ohne physisch anwesende Familienmitglieder oder Freunde. Und ganz ehrlich hatte ich ein wenig Muffen, war aber auch neugierig, wie es mir denn gehen würde.

Selbst gewählt?

JEIN.

Meine Tochter ist in London bei ihrem Vater und mein Sohn ist wohl mit seiner Frau und Kind und wahrscheinlich Schwiegermutter, die heute Geburtstag hat, unterwegs.

Zu meinem Vater und meinem Halbruder fahre ich erst am Ostermontag, also eigentlich JA, doch bewusst gewählt, heute alleine zu verbringen.

Ich bin an sich viel mit mir alleine, aber an Feiertagen und Ostern ist ja auch ein Familienfest, so wie Weihnachten, eben bisher noch nicht. Diese kenne ich aus meiner Kindheit, Jugend und früheren Jahren nur im Zusammensein mit Eltern, Großeltern, meinen Kindern usw.

So, also wie geht es mir heute? Erstaunlicherweise und ehrlich gesagt gut.

Bin recht früh aufgewacht, hab lecker auf meiner Dachterrasse gefrühstückt, geduscht und mich zum Trocknen auf die Terrasse in die pralle Vormittagssonne gelegt.

Einem Impuls folgend, bin ich um die Mittagszeit in den Botanischen Garten, bei mir um die Ecke. Ein Blütenzauber erwartet mich dort, sogar mehr Blüten denn je.

Ich begegne Familien mit festtäglich gekleideten Kinder, Omas, Opas, Tanten, Onkel, Mama, Papa, alle dabei. Ein buntest Treiben an Menschen, die gemeinsam den Feiertag verbringen.

Ich beobachte mich, ob ein Fünkchen Traurigkeit, oder Selbstmitleid in mir aufflackert …

Aber nichts. Ich fühle mich gut, genieße die Sonne und die Blumenpracht.

Als ich bei einem Kirschbaum ankomme, höre ich plötzlich Musik, die aus einem gegenüberliegenden Fenster kommt. Jemand spielt live Klavier und ein Mann und eine Frau singen gemeinsam mit wunderschönen Stimmen eine meiner Lieblingsarien: „Nessun dorma“ von Puccini.

Da kommt ein Windstoß und es rieseln Blütenblätter, wie Schneeflocken, zu mir herab und durch die Luft. Diesen Moment würde ich als „magischen Moment“ bezeichnen. Ich bin einfach nur dankbar, berührt und hoch erfreut über diesen Augenblick.

Die Arie verstummt, aus dem Fenster kommt Applaus und ein Operetten – Lachen. Kurz darauf folgt noch eine Operettenarie „Ich hab dich LIEB“ von Franz Lehar. Glückseligkeit und Gänsehaut. Ich warte ab und nach Ende dieser schönen Darbietung, der ich lauschen durfte, gehe ich weiter meines Weges.

Schön langsam treiben mich Hunger und Durst nach Hause. Da ich beinahe um die Ecke wohne, entscheide ich mit vollem Herzen, erfüllt von Blumenduft, Gesang, Klavierspiel und Farben der reichhaltigen Blütenwelt, heim zu gehen.

Keine Lust zu kochen, schmiere ich mir Koriander – Kichererbsenpaste auf Olivenbrot, dazu Orangensaft. Dann kommt mein österliches Highlight an Nahrung, ein Schoko-Ei mit Alkoholfülle von Reber. Danach noch Schokobananen Osterhasen und jetzt sitze ich auf meiner Terrasse und schreibe diese Zeilen.

Heute habe ich noch vor, eine Folge Traumhotel zu schauen und am Abend, vielleicht etwas pathetisch, aber ich liebe die Reiseeindrücke, das Traumschiff.

Tja und das war’s dann mit dem Ostersonntag allein, eine neue, äußerst interessante Erfahrung inklusive Magic Moment.

Jetzt sitze ich noch in der Sonne auf meiner Terrasse, höre die Nachbarn miteinander plaudern, schließe die Augen und genieße mein SEIN mit mir ALLEIN, eigentlich das ALLEINSSEIN.

In diesem Sinne, wünsche ich allen, die meinen Minibericht gelesen haben, dass sie ihr AM LEBENSEIN genießen, ob allein zu zweit oder mit der gesamten Familie.

Verfasst am 21.4.2019 von Sieglinde Weinberger

P.S.: Meine entzückende Tochter Tina versorgt mich schon den ganzen Tag mit sooo süßen Nachrichten und Ostervideos. Gerade ist wieder eines gekommen 🙂

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